
Deutsche Staatsbibliothek Berlin
Prof. Dr. Horst Kunze
… brauchen Bücher Bilder?
Darüber wird immer wieder aufs neue gestritten, weil es das Buch überhaupt nicht gibt, sondern nur Bücher für bestimmte Zwecke und für bestimmte Zielgruppen. Tatsache ist, daß Lust und Neigung Bücher zu bebildern sich in den letzten hundert Jahren immer mehr ausgeprägt haben. Comics und Fernsehen haben das Ihre dazu beigetragen. Weltweit erscheinen heute, je nach Altersstufe – einmal mehr für die Kleinen – einmal weniger für die Großen Kinder- und Schulbücher illustriert. Das kommt daher, daß Kinder mehr denn je auf Bilder eingestellt sind. Man weiß aber auch, daß Bilder in Büchern gerade Kindern und Jugendlichen nachhaltige Eindrücke vermitteln und Denkanstöße geben, vor allem wenn mit ihnen darüber gesprochen wird. Nicht so eindeutig ist die Lage auf anderen Gebieten des Buches, aber ob wissenschaftliches Buch, Sachbuch oder Schöne Literatur, auch dort ist das Bild in den Text eingedrungen, so daß heute von einer Visualisierung der Bücherwelt international gesprochen werden kann.
Die Buchillustrationen von Gerhard Lahr gefallen mir sehr und immer wieder. Sie zeugen von Einfühlungsvermögen gegenüber den Texten in ihrem wechselnden Einsatz graphischer Mittel. Da Lahr klassische und moderne graphische Techniken beherrscht, sucht er bei jedem neuen Thema die dazu am besten passende einzusetzen.
Mir ist bei ihm seine kräftige Farbgebung immer wieder aufgefallen. Das scheint damit zusammenzuhängen, daß er auch Maler ist…

Deutsche Staatsbibliothek Berlin
Carola Pohlmann
Gerhard Lahrs Illustrationen besitzen eine Leichtigkeit, die nur durch die vollkommene Beherrschung künstlerischer Ausdrucksformen entstehen kann. Auf dem sicheren Fundament unterschiedlicher zeichnerischer und malerischer Arbeitstechniken entfaltet sich seine Virtuosität als Illustrator. In seinem umfangreichen Gesamtwerk sind Federzeichnungen, Radierungen, Schabzeichnungen, Pastelle, Aquarelle, Gouachen und Collagen gleichermaßen vertreten.
Gerhard Lahr erfasst mit seinen Illustrationen stets nicht nur den Inhalt literarischer Texte, sondern ihre Stimmung, ihren Gehalt. Damit gelingen ihm besonders einfühlsame Interpretationen, vor allem dann, wenn er für Kinder illustriert. Seine Fantasie hebt die Grenze zwischen Traum und Realität auf – Märchenhaftes und Wirkliches werden miteinander verwoben. Unwirkliches erscheint real, Tatsächliches bekommt fantastische Züge. Seine Illustrationen erfüllen hohe künstlerische Ansprüche ohne Kinder zu überfordern, denn die Poesie seiner Bilder ist der Vorstellungswelt von Kindern nahe. Für Kinder ist das Beste gerade gut genug.
Gerhard Lahrs Bilderbücher sind es.

