Dr. Katrin Pieper

Für Gerhard Lahr zum 65. Geburtstag

Bei ihm muß man immer auf Überraschungen gefasst sein.
Er ist einer von jenen Künstlern der darstellenden Kunst, der sich sein eigenes Bild zurecht denkt, der sein eigenes Konzept, seine eigene Auffassung von dem hat, was da noch in mehr oder minder dürren oder auch poesievollen Worten vor ihm liegt.
Bebildert werden soll – muss auf die eine oder die andere Weise. Lahr kennt viele davon.

Der Kinderbuchverlag Berlin war und ist es bis heute, bekannt für seine anspruchsvolle, kunstreiche grafische Buchgestaltung. Lahr trug ganz wesentlich dazu bei. Seine Bilder haben aus den Büchern „Klassiker“ gemacht, die nun schon Jahrzehnte überdauern und deren Bildkraft bereits aus den Katalogen hervorleuchtet.

Der Zusammenarbeit mit einem Mann wie ihm musste man sich gewachsen zeigen. Fraglos entzückten uns seine Bilder (und seine Blumensträusse mit denen er die Lektorinnen verwöhnte waren geradezu legendär – auch in Farbe), aber nicht selten gab es auch Erstaunen über das Lahrsche Bildkonzept. Lahr erzählt immer seine Geschichte und die muss durchaus nicht immer in jedem Punkt mit der des Autors konform gehen.
Für mich waren das immer produktive Differenzen. Sie kamen dem Leser zugute, dem kleinen Bildbetrachter, wie dem jungen Leser. Denn nun lebte die Geschichte auf vielerlei Weise. Lahrs Bilderwelten erzählen einen ganzen Kosmos, veröden nicht am Detail, kleben nicht am Wort, führen ihr eigenes Leben und sind Sichtungen seiner Art. Was hier gezeichnet, gemalt, getupft, verwischt und geklärt wird, ist von reicher Information, die übers Auge für die Seele und den Verstand gemacht ist. Lahr liest aus dem Text das für ihn Richtige aber auch das Mögliche für den Betrachter. Ich kenne keinen Verlag, der sich einem solchen Zauber entziehen möchte.

Wie umfangreich sein Werk ist, kann nachgelesen werden. Entstandene Bilder und Bücher sind zu betrachten. Doch wie produktiv, anregend, kompliziert, spannungsvoll und wie unendlich ergiebig die Zusammenarbeit mit ihm sein kann, das wissen nur wir, vom Kinderbuchverlag Berlin.

Und auch dafür wollen wir ihm danken.

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