Prof. Hans Baltzer über junge Künstler

Beiträge zur Kinder- und Jugendliteratur. Der Kinderbuchverlag Berlin. 1971

Gerhard Lahr, Jahrgang 1938, sieht älter aus, weil ein fülliger Bart seine Oberlippe ziert. Das täuscht, die Augen verraten aber Jugend und Temperament. Er kommt von der Gebrauchsgrafik her und hat sich der Illustration zugewandt. Man muß feststellen, mit sehr guten Erfolgen. Eine Aufzählung der Erfolge verbietet der knappe Raum.

Auf der Buchkunstausstellung der DDR im Frühjahr dieses Jahres im Internationalen Pavillon waren Andrucke aus dem jetzt erschienenen Bilderbuch Antonella und ihr Weihnachtsmann zu sehen. In fast jeder Buchhandlung liegt dieses reizende, farbenfrohe Kinderbuch mit seinen phantasievollen Illustrationen von Gerhard Lahr zu Ansicht aus – nicht nur zur Ansicht. Sehen muß man es, beschreiben ist kläglich.

Lahr vermag mit kräftigen schwarzen Strichen eine unheimliche Stimmung zu Papier zu bringen (Porto Bello Gold), mit wenigen Strichen und viel Schwung poesievolle Märchenillustrationen hinzusetzen (Spanische Märchen – Das lauslederne Wams, Dr. Faustus), zum letztgenannten, Faustus auf dem Rücken des Pegasus. Das ist Schweben! Unten am Bildrand ein Städtchen mit dem gotischen Dom gibt den Eindruck einer gewaltigen Höhe, in der sich Dr. Faustus auf seinem Geistesflug befindet

Der Illustrator verfügt über eine reiche Skala seiner Ausdrucksmittel: im Reich der Farbe, oder die Sparsamkeit der Linie, er paßt sich dem Thema an und – was nicht ganz unwichtig ist – auch der jeweiligen Drucktechnik.

Man wird feststellen müssen, die Erfolge mehren sich.